Page 48 - denkmalMAGAZIN | Ausgabe 3/2019
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denkmalNews
Was wird aus dem Mäusebunker?
von Gunnar Klack
Die Situation ist bekannt: In Fachwelt und Öffentlichkeit
wächst Interesse für den Erhalt eines Gebäudes, während
dessen Eigentümer mit dem Abbruch liebäugeln. Dies gilt
auch für die Forschungseinrichtung für experimentelle
Medizin der Charité, genannt Mäusebunker. Das besonders
futuristisch anmutende Bauwerk der Spätmoderne wurde in
den 1970er-Jahren in der Krahmerstraße in Steglitz errichtet,
damals als Zentrale Tierlaboratorien der Freien Universität,
und gehört heute zum Campus Benjamin Franklin.
Der Mäusebunker ist das prominenteste Werk des Berliner
Architekten Gerd Hänska, der ab 1967 mit Kurt Schmersow
an dem Entwurf arbeitete. Fertiggestellt wurde der Bau erst
1981. Heute ist die Nutzung für Tierversuche und -zucht dort
auf ein Minimum reduziert. Die Gestaltung des Mäusebunkers
polarisiert: Ein langgezogener, überwiegend geschlossener
Pyramidenstumpf aus Betonfertigteilen mit kanonenartigen
Belüftungsrohren ruft Entsetzen bei Traditionalisten hervor,
begeistert jedoch die Freunde der Nachkriegsmoderne,
besonders die des Brutalismus. Der Schutz von klobigen
Betonstrukturen aus den 1970er-Jahren scheint nach wie vor
umstritten zu sein, wie die Reaktion auf die Unterschutz-
stellung von Sozialpallast und Schöneberger Terrassen
gezeigt hat.
Der Erhalt des Mäusebunkers, eines wirklich einzigartigen
Bauwerks, ist allerdings unbedingt erstrebenswert. Ob es
Denkmalschutz erhält, bleibt fraglich. Eine entsprechende
Eingabe bei der Bezirksverordnetenversammlung ist zwar
erfolgt, vermutlich bedarf es dennoch öffentlicher Aufmerk-
samkeit und Intervention, um den Mäusebunker zu schützen.
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