Page 48 - denkmalMAGAZIN | Ausgabe 2/2018
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denkmalNews
50 Jahre Klinikum "Benjamin Franklin" in
Berlin-Steglitz | Andreas Jütteman
Am 9. Oktober 2018 jährt sich die Eröffnung des weit über
die Berliner Grenzen hinaus bekannt gewordenen Kranken-
hauskomplexes in Berlin-Steglitz zum 50. Male. Heute ahnt
es hinter der grauen Fassade des etwas monströs wirkenden
Gebäudes niemand mehr: Damals wurde eine Klinik geplant,
die für viele Jahre eine Vorbildwirkung für das europäische
Krankenhauswesen haben sollte. Bereits 1958 ergab sich für
West-Berlin die Chance, mit amerikanischer Unterstützung
eine zukunftsweisende Konzeption zu verwirklichen. Im
Frühjahr 1958 richtete der Regierende Bürgermeister Willy
Brandt während eines Amerika-Besuchs an die US-Regierung
die Frage, ob erwogen werden könne, in West-Berlin ein
großes Krankenhaus zu errichten, und zwar als Zeichen der
Freundschaft und des politischen Interesses an der Zukunft
der Stadt. Brandts Vorstoß war erfolgreich: Das Vorhaben kam
zustande und seine Realisierung wurde durch die Washing-
toner Benjamin-Franklin-Stiftung koordinierend vorbereitet.
Es dauerte aber noch zehn Jahre, bis das Gebäude fertig-
gestellt werden konnte. Mit dem 1968 eröffneten Klinikum
Steglitz sollte zugleich vor allem ein in Amerika erfolgreich
erprobtes Modell auf deutsche Verhältnisse übertragen
werden. Dazu gehörte vor allem das Ziel, auf dem Wege einer
hausinternen Vereinigung aller medizinischen Fachrichtungen
eine möglichst enge Zusammenarbeit zu erreichen. Die aus
New Orleans stammenden Architekten Nathaniel Curtis und
Arthur Davis sowie ihr deutscher Bauleiter Franz Mocken
übernahmen für das Steglitzer Neubauprojekt eine Reihe von
Ideen aus dem US-amerikanischen Krankenhausbau jener
Zeit. Der Bau mit 1238 Betten, verteilt auf 40 Pflegeeinheiten,
repräsentierte das erste "Großklinikum" Deutschlands,
ausgelegt für jährlich 30.000 Patienten.
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