Page 34 - denkmalMAGAZIN | Ausgabe 3/2019
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unsere Bemühungen um Fördergelder damals jedoch verge-
       bens. Tautes Heim ist damit auch die Geschichte eines unge-
       wöhnlichen  Geschäftsmodells,  dessen  Vermietung  auch
       schlicht  der  langfristigen  Refinanzierung  unserer  komplett
       eigenfinanzierten  Ausgaben  dient.  Ein  zwar  schönes,  aber
       auch zähes und sehr anspruchsvolles Geschäft.
       Für die Umsetzung von Tautes Heim und unser Engagement
       wurden wir mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit der "Goldenen
       Ehrennadel" des Bezirks Neukölln, zweimal mit dem "Berliner
       Denkmalpreis"  (der  Ferdinand-von-Quast-Medaille)  sowie
       2013  mit  dem  renommierten  "Europa  Nostra  Award"  der
       Europäischen Union. Mit dieser in Berlin bislang nur an drei
       Objekte vergebenen Auszeichnung steht Tautes Heim in einer
       Reihe mit dem Neuen Museum und der Max-Liebermann-Villa,
       was natürlich schon ein wenig stolz macht. In der Berliner
       Laudatio beschrieb Senatsbaudirektorin Regula Lüscher das
       Projekt so: "Das Taute Heim ist eine denkmalpädagogische
       Meisterleistung. Eindrücklicher als alle Worte erweckt es die
       Architektur  der  Zwanziger  Jahre  wieder  zum  Leben  und
       überzeugt  alle,  die  es  betreten,  vom  Wert  der  Moderne.
       Vorurteile, die Moderne sei zwangsläufig kühl, steril, langwei-
       lig,  widerlegt  das  Taute  Heim  unprätentiös  und  zugleich
       kräftig mit seiner Farbigkeit und vielen wohnlichen Details."
       Zur  Entstehungsgesichte  des  Projekts  muss  man  wissen,
       dass die umliegende Hufeisensiedlung die einzige der sechs
       Berliner Welterbe-Siedlungen ist, in der - nach Privatisierung
       einer  ehemals  städtischen  Wohnungsbaugesellschaft  -  ab
       1999 im großen Stil Reihenhausbestände in Einzeleigentum
       verwandelt wurden. Dies hat den Effekt, dass es heute weit
       über  600,  nicht  immer  adäquat  betreute  und  angeleitete
       Einzeleigentümer vor Ort gibt. Eine für den Denkmalschutz
       höchst problematische Entwicklung, die bei uns, selbst seit
       20 Jahren Bewohner der Siedlung, zu einer langen Reihe von
       aufeinander aufbauenden Projekten geführt hat.
       Hierzu  zählen  unter  anderem  die  Denkmalpflege-Plattform
       www.hufeisensiedlung.info, eine in einem ehemaligen Laden-
       lokal gezeigte tafelbasierte Ausstellung und der Architektur-


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