Page 41 - denkmalMAGAZIN | Ausgabe 3/2019
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Mulackritze
sowie Werbe- und Verbotsschilder an den Wänden. "Ver-
einszimmer" und "Hurenstube" dokumentieren ein Stück
Alt-Berliner Milieu.
Die Museumsgründerin Charlotte von Mahlsdorf wurde am
18. März 1928 im gleichnamigen Berliner Ortsteil geboren.
Der zarte, sich als Mädchen fühlende Knabe hatte sehr unter
seinem gewalttätigen Vater Max Berfelde zu leiden, der einen
Soldaten aus ihm machen wollte. Zuflucht und Geborgenheit
fand "Lottchen" beim Großonkel Josef Brauner. Dessen Heim
weckte die Liebe zur Wohnkultur der Gründerzeit. Auch sollte
sich der Heranwachsende in seiner Persönlichkeit bald mit
dem Idealtypus eines Dienstmädchens aus der Zeit der
Jahrhundertwende identifizieren. Die Sammelleidenschaft
setzte früh in seinem Leben ein. Bereits im Alter von 18 Jahren
hatte Lothar Berfelde fünf vollständige Zimmereinrichtungen,
teilweise aus dem Besitz der Nenntante zusammengetragen.
Um diese der Öffentlichkeit zu präsentieren zu können, nahm
sich Lothar Berfelde 1958 des vom Abriss bedrohten ehema-
ligen Gutshauses an und eröffnete darin am 1. August 1960
sein Gründerzeitmuseum. 1972 wurde das Gebäude in die
Denkmalliste der DDR aufgenommen. Es gilt heute als ein
bedeutendes Zeugnis der Gutswirtschaften des 19. Jahrhun-
derts. Die Sammlung wurde durch Möbel, Uhren, Kostüme,
Spiegel, Öfen und vor allem Musikmaschinen stetig erweitert.
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