Page 40 - denkmalMAGAZIN | Ausgabe 4/2019
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mit der schmalen Straßenfront durch eine besonders tiefe
       Bebauung auszunutzen: Im vorderen Bereich waren ein in die
       Häuserzeile eingepasstes Gebäude mit Pfarr- und Gemeinde-
       wohnungen  und  ein  aufgesetzter  Kirchturm  geplant.  Eine
       große Durchfahrt sollte zu einer im Innenhof liegenden Kirche
       führen. Das hintere Fünftel des Grundstücks sollte schließlich
       als Garten weiter nutzbar bleiben. Der Spatenstich erfolgte
       im Jahr 1905. Am 6. Dezember 1908 und nach nur drei Jahren
       Bauzeit konnten die Segenskirche mit dem anliegenden Pfarr-
       und Gemeindehaus eingeweiht werden.

       Der Kirchenbau ist in Form eines griechischen Kreuzes mit
       oktogonaler Tambourkuppel und einer Fassade im Stil der
       oberitalienischen Renaissance gestaltet. Die Fassaden der
       Gebäude sind aus handgestrichenen Ziegeln, die architekto-
       nischen Gliederungen aus Sandstein oder glasierten Klinker-
       Formsteinen ausgeführt. Eine Besonderheit ist der aus Sand-
       stein und Kalkstuck gestaltete Bildschmuck über dem Kir-
       cheneingang. Neben vier Sandstein-Evangelisten des  Bild-
       hauers  F.  Schiedler  überkrönt  ein  Kalksteinrelief  mit  dem
       segnenden Christus das Portal. Außerdem zeigen Sandstein-
       Reliefs in den Lünetten der Kirchenfassade drei Bibelszenen.
       Betritt man den Kircheninnenraum, so fällt auf, dass Altar,
       Kanzel, Orgel und (ursprünglich) Taufstein konsequent axial
       gestellt wurden. Durch dieses - bereits im 19. Jahrhundert
       kontrovers diskutierte - Prinzip des Kirchenbaus führen auch
       architektonisch  alle  gottesdienstlichen  Elemente  (Taufe,
       Abendmahl, Wortverkündigung und Musik) in den Mittelpunkt
       des  Gottesdienstes.  Die  ursprünglich  farbige  Fassung  von
       Gewölbezwickeln und Wänden wurden ebenso wie die Glas-
       fenster  mit  biblischen  Szenen  nach  dem  Krieg  durch  eine
       einfarbige Wandgestaltung und farblich und motivisch verein-
       fachte Glasfenster ersetzt.

       Der 75 Meter hohe Kirchturm schließlich ist heute noch die
       höchste Erhebung im Bezirk Prenzlauer Berg. Sein achteckiger
       Turmaufsatz  in  neobarockem  Stil  ("welsche  Haube")  ist
       jedoch  ebenso  wie  die  filigrane  Eisenkonstruktion  und  die


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