Page 18 - denkmalMAGAZIN | Ausgabe 1/2018
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Elektroindustrie wird von vielen noch heute eher als Problem,
       denn als Qualität wahrgenommen.
       Wie wirksam aber gerade die Historie für die Stärkung des
       Standortes genutzt werden kann, das konnte der Industrie-
       salon mit einem großen Event anlässlich des 100-jährigen
       Jubiläums des Peter-Behrens-Baus verdeutlichen. In diesem
       Gebäude  nahm  die  AEG  am  1.10.1917  die  Automobilpro-
       duktion auf. Unter dem Label NAG wurden Luxuskarossen,
       Lastwagen und auch Elektrowagen gebaut. Der Architekt und
       Industriedesigner Peter Behrens hatte dafür im Auftrag der
       AEG  die  markante  Stockwerksfabrik  mit  dem  weithin
       sichtbaren Turm entworfen. Das bis heute beeindruckende
       Gebäude  des  weltberühmten  Architekten  dominiert  das
       Stadtbild und doch ist dieses Monument der Berliner Industrie-
       kultur weithin in Vergessenheit geraten. Deswegen sollte das
       Geburtstagsfest für Anwohner, die Berliner überhaupt und für
       Gäste aus aller Welt zu einem Highlight werden. Um weit über
       die Grenzen von Schöneweide wahrgenommen zu werden,
       kooperierten wir mit dem Verein "Berlin leuchtet". Zeitgleich
       zum alljährlichen Lichtfest in der Berliner Mitte erstrahlte das
       ehemalige Industrierevier vom 1. bis zum 15.10.2017 allabend-
       lich in bunten Farben. Und am Turm wurde die Geschichte
       des Peter-Behrens-Baus spektakulär inszeniert. Eine Video-
       show in 3D-Qualität ließ die "Göttin des Lichts" - Elektra, das
       frühe  Warenzeichen  der  AEG  -  vom  Himmel  steigen.  Die
       Glühbirne  in  ihrer  Hand  wird  zum  Elektroauto,  das  die
       Pferdekutsche überholt und den Turm hinauffährt, wiederum
       abgelöst  von  rotierenden  Spulen  und  Röhren,  die  hier
       einstmals  produziert  wurden.  Zehn  Minuten  dauerte  die
       Videoshow, die als Endlosschlaufe jeden Abend wiederholt
       und selbst bei Sturm und peitschendem Regen allabendlich
       von einem begeisterten Publikum fotografiert wurde.
       Wohl  noch  nie  zuvor  hat  dieses  Gebäude  so  viel  Bewun-
       derung  und  spürbares  Interesse  genossen.  Tausende
       Besucher ließen sich durch den fulminanten Lichthof bis hoch
       auf den Turm führen.  Allerdings wird sich erst noch erweisen



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